Ausstellung: Interessante Fundstücke aus dem Handarbeitsunterricht der 50er und 60er Jahre

handarbeiten9Ausstellung vom 14.10. - 11.11.2011, zusammengestellt von Anita Schuberth

Main-Post vom 17.10.11:

"Das Knopfannähen habe ich von meiner Mutter gelernt“, erzählt Gerhard Augenthaler stolz und führt den Besuchern der Handarbeitsausstellung in der Stadtbibliothek gleich eine der vielen Varianten für einen Vierlochknopf am Übungsmodell vor. Zwar waren die weiblichen Besucher bei der Ausstellungseröffnung in der Überzahl, die anwesenden Männer zeigten sich dafür experimentierfreudig. So bewies der 42-jährige Gerhard Kreutzer, dass er das Nähen auf der Tretnähmaschine, das er noch in seiner Schulzeit üben musste, nicht verlernt hat. Das feine Taschentuch zu umhäkeln trauten sich nur wenige.

handarbeiten4„Bei meinen Nachforschungen habe ich so viele interessante Leute getroffen und Kontakte geknüpft. Das war es schon wert, das Projekt anzupacken“, freut sich Anita Schubert, die Organisatorin der Ausstellung. Die ehemalige Handarbeitslehrerin am Frobenius-Gymnasium hat in der Ausstellung Materialien aus dem Handarbeitsunterricht der 50er und 60er Jahre zusammengestellt.

handarbeiten01Den Anstoß hierzu gab die Recherche um vier Wandbehänge, die Schubert aus dem Fundus des Frobenius-Gymnasiums bekam. Die Filzapplikationen sind vor 1958 entstanden. Sie stellen Feuer, Wasser, Erde und Luft dar. Wahrscheinlich sind sie als Gemeinschaftsarbeit unter der damaligen Handarbeitslehrerin Erna Schäfer gefertigt worden. Vielleicht aber gibt es auch eine Verbindung zu Handarbeitskursen für Flüchtlinge, die Hans Full und die Berufsschule, in der Erna Schäfer ebenfalls tätig war, seinerzeit anboten. Schubert hofft, dass sich die Herkunft der zeitlos schön wirkenden Werke durch die Ausstellung klären lässt.

handarbeiten2Die Exponate der Ausstellung und die Erläuterungen dazu versetzen anschaulich in die 50er Jahre zurück. Die Mädchen wurden im Unterricht auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet. Nähen und Stricken nahmen einen Großteil ihres Daseins ein und hatten einen viel höheren Stellenwert als heutzutage.

Handarbeiten verschönerten den Haushalt, halfen aber auch Geld zu sparen. Verglichen mit heute sei der Lehrplan sehr anspruchsvoll gewesen, sagt Schubert. Das zeigen auch die mit feinstem Faden umhäkelten Taschentücher.

handarbeiten3Schubert bedauert, dass für eine Kulturtechnik, die älter als Lesen und Schreiben ist, immer weniger Platz im Lehrplan ist. „Aber ich habe Hoffnung, denn es gibt einen wöchentlichen Stricktreff im Stadtcafé und in vielen Magazinen finden sich Anleitungen für kreative Handarbeiten.“ Sparen könne man aber heute meist nicht mehr mit Handarbeiten.

Die Ausstellung regte zu vielen Gesprächen an. Einige Besucher hatten Musterstücke mitgebracht und wussten etwas darüber zum Besten zu geben. So erzählte Marianne Ehling von der Mühe ihrer damals siebenjährigen Tochter Martina beim Besticken eines Nadeltäschchens. Mit den Worten „Trennen ist des Menschen Los“ habe Schwester Richildis Genauigkeit bis ins Detail und wiederholtes Verbessern gefordert. Oft sei der Faden vom vielen Trennen dunkel geworden.

handarbeiten6Überhaupt waren Erlebnisse um den Handarbeitsunterricht in aller Munde. Ein Fach mit geteilter Sympathie. So soll es auch eine „Kopfnussmütze“ gegeben haben, die später aber niemals angezogen wurde. Immerhin hatten die Schülerinnen große Unterstützung von zu Hause. Denn alle, von der Oma bis zur Tante, häkelten und strickten und halfen bei schwierigen Arbeiten mit.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist bis 11. November zu besichtigen. Wer interessante Fundstücke besitzt, kann diese noch integrieren lassen. Wer Informationen über die Wandbehänge hat, soll sich bei Anita Schubert melden. (Elisabeth Assmann)

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