Literatur vom rot-beige gemusterten Kanapee

Main-Post v. 14.2.12

eugen roth1Freundeskreis Lesezeichen rezitierte Gedichte von Eugen Roth in der Stadtbücherei

Lasen Gedichte von Eugen Roth: (von links) Michael Hügel, Sabine Oschmann-Hockgeiger, Michaela Leitschuh und Eberhard Munz. (Foto: Assmann)

Wolfgang Herles bespricht Literatur auf dem blauen Sofa. Der Freundeskreis Lesezeichen der Hammelburger Stadtbibliothek hat ebenfalls Lesekultur vom Kanapee zu bieten. Auf dem rot-beige gemusterten, antiken Teil sind zwar schon die einzelnen Federn zu spüren, aber das tut der literarischen Absicht und dem Genuss für den Zuhörer keinen Abbruch.

Die Akteure Michaela Leitschuh, Michael Hügel und Sabine Oschmann-Hockgeiger nehmen auf der Couch Platz. Moderator Eberhard Munz gönnt sich einen bequemeren Stuhl. Dieses Mal widmete das Vorleseteam seine ganze Aufmerksamkeit den Gedichten von Eugen Roth. In den Jahren zuvor waren Karl Heinrich Waggerl, Erich Kästner und Wilhelm Busch mit Versen aus ihrem Schaffenswerk und ihren Biografien vorgestellt worden.

Eine Glocke ruft die Gäste in der Stadtbibliothek Hammelburg auf, ihre Plätze einzunehmen. Ein Kinderkreisel wird angetrieben. Ohne Einleitung geht es los mit den humorigen Versen Eugen Roths über den Mensch und sein Sein. Je schneller sich der Kreisel des Lebens dreht, desto grauer wird er. Ein Feuerwerk aus heiteren Gedichten, die aber zum Nachdenken anregen, ergießt sich auf den Zuhörer.

Unzählige Verse zum Thema Mensch und Tier hat Roth verfasst. Er gehört damit zu den meistgelesenen Lyrikern im deutschsprachigen Raum. Manch ein Zuhörer konnte mitfühlen und herzlich lachen, wenn Roth eine Mathematikprüfung als Tiefpunkt seines Lebens (nicht die schwere Verwundung im Ersten Weltkrieg) als Anekdote zum Besten gibt.

Auch das Verhältnis zwischen Mann und Frau, von Moral und seiner Umsetzung, eigentlich alle Lebensbereiche, kann Roth treffend in kurzen Reimen umschreiben. Munz gab zwischendurch Erläuterungen zu Roths Leben und Wirken. In der Pause bewirtete der Freundeskreis die Gäste. „Ein Gedicht ansprechend betont vorgetragen zu bekommen, das ist viel eindrucksvoller, als wenn ich es selbst lese“, freut sich eine Besucherin über die Veranstaltung.

Sabine Oschmann-Hockgeiger macht gerne mit beim Vorlesen, denn ihr gefällt die Gemeinschaft innerhalb des Leseteams. Außerdem gebe so eine Lesung den Anstoß, sich intensiv mit dem Autor auseinander zu setzen.

Der Vorsitzende des Freundeskreises Lesezeichen, Eberhard Munz, ist der Motor dieser Lesungen vom Sofa. Er wählt im Vorfeld einen geeigneten Lyriker aus und bereitet sich intensiv auf diesen Leseabend vor. „Erst einmal verschaffe ich mir einen Überblick über den Autor, sein Lebenswerk und die Lebensumstände“, beschreibt Munz seine Vorgehensweise. Dann sammelt er Gedichte, die er für einen Leseabend geeignet hält. „In der Endphase kämpfe ich um jedes Gedicht, das ich streichen muss, um den Abend nicht ausufern zu lassen.“

Munz möchte die Hammelburger Stadtbücherei für möglichst viele verschiedene Interessengruppen interessant machen. Dazu gehört es auch, Literatur zu präsentieren, die heute nicht mehr so häufig gelesen werde.

Eugen Roth lebte von 1895 bis 1976. Im Jahr 1933 wurde er von den Nationalsozialisten als Lokalredakteur einer Münchner Zeitung entlassen.1935 erschien in einem Kleinverlag sein erster Gedichtband „Ein Mensch“, in dem er in heiteren und ansprechenden Versen den Menschen und seine Schwächen unter die Lupe nahm. Über Nacht wurde Roth damit zum erfolgreichen Lyriker.

Trotz seiner antimilitaristischen Haltung wurde Eugen Roth im Zweiten Weltkrieg als Soldat eingezogen und auf Lesereise zur Truppenbetreuung geschickt. Es entstand eine Sonderausgabe Roths für die deutsche Wehrmacht. Nach dem Krieg reflektierte Roth seine Rolle in der NS-Zeit sehr selbstkritisch. Er hatte weiterhin großen Erfolg mit seinen Gedichten.

Im Ausblick wies Munz auf die Jahreshauptversammlung des Fördervereins mit Wahl am 9. März und den Bücherflohmarkt am 24./25. März hin. Der Erlös des Leseabends kommt der Stadtbibliothek Hammelburg zu Gute.

(Elisabeth Assmann)

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