Buchtipp von Martin

totenleserinDie Totenleserin
von Ariana Franklin

Cambridge im Jahre 1171: Ein kleiner Junge wird tot aufgefunden ...

... angeblich von den Juden gekreuzigt. Als drei weitere Kinder sterben, droht in Cambridge ein Aufruhr. Heinrich II., König von England, muss den wahren Mörder finden und sendet nach einem Totenarzt - auch wenn dessen Kunst alles andere als gottgefällig ist.
Die berühmte Hochschule von Salerno entsendet ausgerechnet Adelia, eine der wenigen Medizinerinnen ihrer Zeit. Ausgebildet von ihrem Vater hat sie hinter hohen Mauern das Handwerk der Pathologie gelernt. Doch um als Frau überhaupt ermitteln zu können, muss sie im kalten, barbarischen England ihre wahre Identität verbergen.
Heimlich untersucht sie die Leichen der Kinder und muss entsetzt feststellen, dass sie es mit einem äußerst grausamen Mörder zu tun hat. Die Erkenntnisse, die sie bei ihrer Arbeit gewinnt, werden nicht gerade mit Freude aufgenommen.
Ganz im Gegenteil: Undurchsichtige Stadtväter versuchen eine Aufklärung der Morde zu vereiteln. Das nahe gelegene Kloster ist nur an den Einnahmen aus dem schwunghaften Reliquienhandel mit den Gebeinen des toten Jungen interessiert, und auch Sir Roland, der Steuereintreiber des Königs, scheint verdächtige Ziele zu verfolgen.
Zugleich weckt er in Adelia Gefühle, die sie vollkommen verwirren. Wem kann sie vertrauen?
Die historischen Hintergründe sind - auch wenn man es kaum glauben mag - perfekt recherchiert. Denn die normannischen Herrscher erlaubten es auch Frauen - europaweit als einzige - Arzt zu werden.
Doch mit dem allgemeinen Erstarken der Kirche wurden Ärztinnen auch in Salerno schief angeschaut. Die Kirche betrachtete Medizin ganz allgemein als Widerspruch gegen Gott, der den Christen das Leiden als Prüfung auferlegt hatte. So sollte ein guter Christ nicht auf Arzneien vertrauen, sondern sein Schicksal annehmen und nur darauf vertrauen, dass Gott seine Gebete erhört und ein Wunder wirkt.

Die Autorin findet einen sehr glaubhaften Weg, wie es dazu kommt, dass Adelia mit dieser Mission betraut wird und schildert einleuchtend, mit welchen Widerständen sie fertig werden, bzw. welche Maßnahmen sie zu ihrem Schutz ergreifen muss.
Ariana Franklin pflegt eine erfrischend moderne, fast ironische und manchmal auch grob wirkende Sprache.
Die Autorin präsentiert glänzende Genrebilder mit detailreich gezeichnetem historischen Hintergrund, die einen spannenden Kriminalfall und eine Liebesgeschichte mit Hindernissen zeigen. Ihre Heldin denkt gerade so unabhängig wie für ihren widerspenstigen Charakter nötig und verfügt nicht über mehr Wissen als Ärzte damals haben konnten.

Ein historisierender Kriminalroman der Meisterklasse!

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